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Über den Photographen

Schlicht nennt sich der Fotograf, Dichter, Verleger Derfnam Notna Relguk wegen seines zungenbrecherischen Namens

Gutzmann.

Gutzmann was here. Wo? Geboren? Ja. Äh, nein. Vom Himmel herabgefallen mit einem Bild. Einem Brustbild. Als die Milch seiner Mutter ausging, begann für den kleinen Busennuckler der Ernst des Lebens.

Zäh dehnte sich die Schulzeit wie der Kaugummi unter der Bank, die Brüste der Mädchen rundeten sich und Gutzmann was here. Bald aber zog er die Einsamkeit vor der Eisenhütte abgestellter Kohlewaggons vor und fotografierte nicht etwa Nackt- - die kamen später, sehr viel später -sondern Nachtaufnahmen im roten Licht der Schmelzfeuer. Mit seiner alten Adox. Rhythmisch dazu das erste Gedicht. Er traf Umwohl und verfasste mit ihm Collagentexte. Man schrieb das Jahr 1968. Höllerer ging aus dem Städtchen und Grass kochte sein erstes Amtsgericht.

Zu jung für ein mathematikversautes Leben lernte Gutzmann bei einem Fotografen der alten Schule. Es ging sogar gut; er sei ein Künstler, entschuldigte ihn sein alter Meister. Das stimmte offenbar –zumindest meinte Gutzmann es zu erkennen am Verhalten seines Kunsterziehers, der ihm vorwarf einst im Streit über seine Dissonanz, Kunst komme vom Können, nicht vom Wollen, denn sonst hieße es Wulst. Nun aber vermochte er an seinem Ort und der Lehrer, trunken von seiner Bildersprache, fand kaum noch die Tür. Triefenden Augs erwirtschaftete Gutzmann retuschierend sich seine Linhof, fotografierte für das Heimatblättchen und da der Laster nicht warten wollte auf den Aufbau seiner optischen Bank, sondern führerlos den Berg hinabbrach, kam Gutzmann zum Kleinbild und zur Leica und fotographierte - Pazifist der er war - Panzer eines Fahrzeugwerks. Dies aber größeren Formats und mit der Rollei.

Gutzmann liebte schon immer den Widerspruch. Auch den zwischen Malerei und der Fotografie. Er bemalte Dias und Vergrößerungen lavierend oder deckend - bis nichts mehr sichtbar blieb vom fotographischen Grund. Auf seiner ersten Ausstellung im Nachbarstädtchen verschwanden seine zwei besten Bilder, und er ging in den Untergrund.

Er wachte auf und siehe da - das Bild, das Brustbild war lebendig! Nachdem die Unterwäsche er entfernte, gelangte er zum Akt. Nebenher ein Studium, Soziales, dann Medien, die ersten Performances im Raum Franken und sein Konzept vom Videotheater. Nie gebaut - der Kulturreferent trat ab und Gutzmann widmete sich der Eineinhalbdimensionalität und dem Digitalepos. Zwischendrin Inselfotographien für einen Reiseführer, eine Videoinstallation auf der ersten Kulturbörse Erlangen, Performances in Fulda und Wien. Eine Postkartenserie zur neuen Zeit - doch ständerlos verblieb sie Werbematerial als Simulation des Massenerfolgs.

Da erkannte Gutzmann: wenn in einer Frau alle Frauen ein Mann sieht und nicht die Eine sucht in allen und in einem Mann alle Männer eine Frau sieht und nicht den Einen sucht in allen: ist dies ein Einblick in die Unendlichkeit. Fotografie ist die Malerei mit Licht. Alles kommt aus dem Licht. Auch die Bilder. Viele sind Spiegelbilder. Wir werden uns selbst zum Spiegelbild. Das Objektiv spiegelt uns und taugt der Fotograph, spiegelt uns das Objektiv nicht objektiv - wir werden zum Objekt unseres Traums. Gefangen in der Magie der Bilder wasn’t Gutzmann here.

Gutzmann war an anderem Ort, der Verschluss der Linhof verklemmte sich und die Minolta, Ersatz für die versetzte Leica - sie überspülte eine Woge und belichtete falsch. Im schwarzen Afrika auf einer Fotosafari blieben viele Bilder dunkel. Den Rest fand der Fotograph zu gut für einen Bildband – genauso wie die letzten Fotos vom alten SO 36, Kreuzberg, schutzlos vor der fallenden Mauer und - an der Stelle der Vereinigung, Molltöne im euphorischen Vereinigungskonzert. Gutzmann was here, wieder und fand sich an anderem Ort und gleichzeitig bei sich. Nicht auf dem Spiegel der Augen einer Frau, sondern bis in ihrer Seele tief. Fand dort das Bild mit dem er herabfiel vom Himmel einst, die Brust und all die anderen Dinge und brachte sie ins Licht. Hand in Hand mit ihr gehen in das Licht: aus dem wir kommen und aus dem alles kommt und in das alles geht, bildernd den Wunsch, den Traum und die Verheißung.

Die Ergebnisse finden sich - und da mag man versichert sein, groß vergrößert an so manch einer Wand oder in der Edition „Das Magische Buch“ als Illustrationen des Rundbuch Bildkunstobjekts „Acapulco Gold“ und als digitale Experimente, Brust- und ähnliche Bilder in einem neuen Rundbuch-Projekt, dem erotischen Rundling „Tralala“.